Arthroskopische Therapie schadet mehr als sie nutzt – keine bleibenden Erfolge
Odense/Oxfort – die Beweise gegen einen Nutzen der arthroskopischen Therapie bei Kniearthrose erhärten sich. Eine aktuelle Studie zeigt erneut, dass minimalinvasive Resektionen von gerissenen Meniskusanteilen und Gelenkdebridements wenig bis gar nichts bringen. Unerwünschte Wirkungen aber sind durchaus nachweisbar.
Eine Kniearthrose wird nach wie vor oft arthroskopisch behandelt. Die Chirurgen oder Orthopäden resezieren gerissene Meniskusanteile und putzen den altersschwachen Knorpel. Den Patienten geht es hinterher oft besser, so die Erfahrung vieler Operateure. Die Evidenz für einen Benefit der Patienten ist jedoch sehr schwach.
Kein Vorteil des Eingriffes bezüglich Kniefunktion
Das bestätigt auch die Übersichtsarbeit und Metaanalyse eine skandinavischen Forscherteams zur arthroskopischen Therapie bei Kniearthrose. Neun Studien flossen in die Analyse des Behandlungserfolges mit ein. Im Mittel waren die Patienten zwischen 50 und 63 Jahre alt. Die Therapie der Kontrollgruppen reichte von Übungsbehandlungen bis zur Scheinoperation, berichten JONAS BLICH THORLUND von der Universität von Süddänemark in Odense und seine Kollegen.
Insgesamt fand sich ein kleiner statistisch signifikanter Vorteil in Sachen Schmerz für die Arthroskopische Therapie. Dieser betrug 2,4mm auf der 100mm messenden analogen Schmerzskala. Als klinisch relevant gilt allgemein aber erst ein Unterschied von 15 bis 20mm. Zudem hielt der Vorteil nur kurz an. Jeweils drei und sechs Monate nach der Operation gaben die Patienten eine Symptombesserung an. Bei späteren Nachuntersuchungen fanden die Forscher keinen Unterschied zu den Kontrollgruppen mehr. Bezogen auf die Kniefunktion brachte der Eingriff keinen Vorteil.
Schwache Evidenz auch bei Operateuren bekannt
Die Kollegen widmeten sich auch den unerwünschten Wirkungen der Arthroskopie. Hier eigneten sich ebenfalls neun Studien für eine Auswertung, wobei mangels kontrollierter Untersuchungen auch Beobachtungsstudien einbezogen werden mussten.
Schäden aufgrund der minimalinvasiven Behandlung waren selten, konnten aber schwerwiegend sein. So trat bei etwa vier von 1000 Eingriffen eine tiefe Beinvenenthrombose auf. Auch Infektionen (2,11/1000), Lungenembolien (1,45/1000) und Todesfälle (0,96/1000) kamen vor. Obwohl man inzwischen um die schwache Evidenz der Methode weiß, steigen die Arthroskopieraten weiter an oder stagnieren zumindest. Warum halten also viele Chirurgen und Orthopäden an der arthroskopischen Behandlung der Kniearthrose fest, fragt Professor Dr. ANDY CARR von der Oxfort Musculoskeletal Biomedical Research Unit in seinem Kommentar.²
Sei es, weil sie den Veröffentlichungen wegen schlechter Studienqualität einfach nicht glauben oder weil sie die Evidenz ausblenden, eines ist sicher: Die Patienten profitieren zunächst von der Arthroskopie und das sehen die Operateure. Aber in den wenigen kontrollierten Studien schneidet der Verumeingriff nicht besser ab als die Scheinoperation. Wir erreichen vermutlich bald einen Wendepunkt, an dem wir uns überlegen sollten, die bisherige Praxis zu verlassen, meint Prof. Carr.
1. Jonas Bloch Thorlund, BMJ 2015; online first
2. Andy Carr a.a.O.