Prävention von Schlafstörungen bei Säuglingen & Kleinkinder

Prävention von Schlafstörungen bei Säuglingen & Kleinkinder

Prävention von Schlafstörungen während der ersten 3 Monate:

  • Keine Angst vor Verwöhnung! Das Baby ist auf regulatorische Unterstützung seiner Eltern (Körperkontakt, vertrauter Geruch, vertraute Stimme, sanftes Wiegen, Saugen an der Brust u.a.) angewiesen.
  • Signale von Aufnahmebereitschaft, Erholungsbedürfnis, Müdigkeit, Belastung, Überreizung sowie von Hunger und körperlichem Missbehagen wahrnehmen, verstehen lerne und sich davon leiten lassen
  • Differenzieren lernen zwischen Hunger (-> Stillen), Nähebedürfnis (->Körperkontakt), Saugbedürfnis zur Selbstberuhigung (-> Schnuller) und Schlafbedürfnis (-> Schlafen legen)
  • Unterstützung regelmäßiger Schlaf-Wach-Zyklen von Aufwachen – Stillen/Füttern (evtl. Nickerchen auf dem Arm) – Wachzeit mit Zwiegespräch, ruhigem Beobachten – Schlafenlegen bei Müdigkeit (ggfs. Schlaf-Wach-Tagebuch führen)
  • Übermüdung vermeiden, Wachphasen insgesamt nicht länger als 1-2 Stunden ausdehnen
  • Überstimulation (ständiges Herumtragen, heftiges Schaukeln in wechselnder Positionen) vermeiden, Reizabschirmung und Reizreduktion, speziell vor dem Schlafenlegen
  • Nächtliche Wachphase reizarm gestalten, Stimulation (Licht einschalten, Spielen) vermeiden

BEI DYSREGULIERTEN, (EHEMALS) EXZESSIV SCHREIENDEN SÄUGLINGEN sind sämtliche Empfehlungen besonders wichtig, aber umso schwieriger umzusetzen!

 

Absolute  Voraussetzungen für eine gelingende Schlafintervention (ab dem 6. Lebensmonat):

  • Beruhigendes Zubettgeh-/Einschlafritual außerhalb des Bettchens mit viel körperlicher Nähe und ungeteilter Aufmerksamkeit, jeden Abend zur gleichen Zeit, wenn das Kind müde wird.
  • Wach in Bettchen legen
  • Verfügbarkeit von vertrauten, selbst steuerbaren Einschlafhilfen (Schmusewindel, Teddy, bei dysregulierten Säuglingen auch Schnuller)
  • Verabschieden und den Raum verlassen, die Tür einen Spalt auflassen, Licht im Flur, im Hintergrund vertraute Geräusche und Stimmen
  • Erwartungsgemäß wird das Kind während der Intervention schreien, als Ausdruck von (in abnehmender Häufigkeit):
    • Protest gegen Verletzung der bisherigen, vertrauten Gewohnheiten
    • hartnäckiger Versuch, das Vertraute wieder zu erreichen (starker Wille)
    • Austestung der Grenzen
    • Trennungsängste und Verlassenheitsgefühle
  • Bei anhaltendem Schreien in vorher festgelegten )nicht durch das Schreien gesteuerten) Abständen (etwa alle 5 Minuten) dem Kind eine kurze Zuwendung und Rückversicherung geben, ohne es aus dem Bett zu nehmen, Flasche/Brust anzubieten oder extra Licht anzumachen
  • Dabei Kommunikation von
    • Wärme, Sicherheit, Gelassenheit, erreichbarer Nähe,
    • Zutrauen anstelle von Angst, Hilflosigkeit, Schuldgefühlen, Ärger, Straftendenz oder Abwertung
    • klare, bestimmte Regeln von
      • Rückversicherung für das Kind: „Du bist nicht alleine“
      • Vergewisserung: „alles ist in Ordnung, du kannst schlafen, ich schau wieder nach Dir“
      • Zutrauen: dem Kind Gelegenheit geben, sich selbst zu beruhigen und sich Müdigkeit und Schlaf zu überlassen.
  • Intervention mit dem abendlichen Einschlafen beginnen und beim nächtlichen Aufwachen ebenso vorgehen wie am Abend.

 

Goldene Regeln zur Unterstützung der Schlaf-Wach-Organisation

Es gibt kein Patentrezept für Beruhigungs- und Einschlafhilfen bei exzessive schreienden Säuglingen.

Wichtiger als der neueste Tipp sind das Beachten folgender goldener Regeln:

1. Wann immer möglich: Sanftes Vorgehen, ohne Hektik

2. Regelmäßigkeiten und Gewöhnung des Babys an bestimmte Routinen/Rituale

-> Nur so kann das Baby lernen, und es braucht viele geduldige Wiederholungen, um zu lernen. Deshalb unbedingt Vermeiden von ständigem Wechsel und Ausprobieren der neuestens Tipps und Tricks.

3. Besondere Zeiten nutzen

-> Das Baby ist in der Regel am Morgen nach dem Nachtschlaf am besten reguliert. Der erste Wach-Schlaf-Zyklus am Tag wird am besten gelingen, die erste Wachzeit ist für das Einüben neuer Gewohnheiten (Zwiegespräch, auf fester Unterlage liegen, mit sich selbst beschäftigen, auf dem Bauch liegen, Einschlafen im Stubenwagen/eigenem Bettchen) in der Regel am günstigsten.

4. Planung und Gestaltung eines regelmäßigen Tagesablaufs

-> Anstreben eines zyklischen Wechsels von Aufwachen – Stillen/Fläschchen (mit anschließendem Nickerchen) – Wachphase – Schlafen legen

-> Jeden Tag mit erstem Zyklus nach dem Nachtschlaf neu beginnen

5. Signale des Kindes beobachten und Verstehen lernen, sich von den Signalen leiten lassen:

-> Signale von Aufnahmebereitschaft, Hunger, Ermüdung, Belastung, Überreiztheit lesen lernen und befolgen

->Sicherstellen ausreichender Tagschlafphasen, Ermöglichen von Schlaf- und Ruhephasen bei den ersten Anzeichen von Müdigkeit, von wohl dosierten, nicht zu aufregenden Erfahrungen in der Wachzeit (Beobachten, Zuhören, Zwiegespräch, Spiel mit Händchen), von Stillen/Füttern bei Hunger

6. Ausnutzen der Wachphasen für entspannte Zwiegespräche, Spielchen, Anregungen

-> abgestimmt auf die Aufnahme- und Interaktionsbereitschaft des Babys. Je ausgeglichener die Wachzeit, umso leichter das Einschlafen, umso geruhsamer der Schlaf.

7. Übermüdung vermeiden

-> Regelmäßig bei ersten Müdigkeitszeichen (im frühen Säuglingsalter nach 1 bis 1,5 Stunden Wachzeit nach dem letzten Aufwachen) allmählich zur Ruhe und frühzeitig zum Schlafen bringen.

-> Die verbreitete Annahme, zu viel Schlafen am Tag könne den Nachtschlaf behindern, hat sich bei diesen Kindern nicht bewiesen.

-> Im Gegenteil führt ein regelmäßiges Schlafenlegen ohne zu lange Wachzeiten eher zu einer Beruhigung des Kindes und somit zu einer Erleichterung, auch zu anderen Zeiten in den Schlaf zu finden.

8. Vermeidung von Überreizung…

-> … durch Vermeiden von überstimulierenden Beruhigungsstrategien wie „Cocktailshaker-Verhalten“, heftiger vestibulärer Stimulation durch Hüpfen auf dem Gymnastikball. Schaukeln, Schütteln, lauten Übertönen, ständigem Wechsel von Körperlage und Strategie. ACHTUNG: Gefahr des Schüttelns!!!

9. Vermeidung von Überstimulation bei Reizhunger

-> Vermeidung eines Interaktionsmustern, das bestrebt ist, das Baby bei Unruhe und Quengeln durch ständiges Beschäftigen, Bespielen, Herumtragen und Stimulieren bei Laune zu halten.

10. Statt dessen Reizreduktion vor dem Einschlafen

-> gemeinsame „Ruheinseln“ am Tag und Abend vor dem Schlafengehen: abgedunkeltes Zimmer, sanfte Musik oder Summen, sanftes Wiegen auf dem Arm, beruhigendes Summer/Singen/Zureden (überflüssige Reize akustischer oder visueller Art reduzieren).

11. Aussuchen einer Beruhigungsstrategie und diese konsequent beibehalten

-> Immer wieder das Gleiche, langsam und eintönig wiederholt, angepasst an die individuellen Bedürfnisse des Säuglings wird diesen am besten beruhigen.

-> Auch die Eltern sollten sich dabei wohlfühlen

12. Kritische Schreistunden am Abend anfangs noch „überbrücken“

-> zur Schlafenszeit: durch Spazierengehen mit Tragetuch, Spazierenfahren im Kinderwagen. Möglichst keine 24-stündiges Herumtragen im Tragetuch.

13. Timeout für die Mutter zur eigenen Entspannung

-> Bei großer Anspannung, Erschöpfung oder aufsteigender Wut zunächst Ablegen des Kindes an sicherem Ort, selbst zu Ruhe kommen (dem Ärger im Nebenraum Luft lassen), erst dann wieder das Kind versuchen zu beruhigen.

14. Verordnung von Entspannungszeiten für die Mutter ohne Kind

-> Einbeziehen des Vaters, Oma, Nachbarn gewinnen zur stundenweisen Entlastung

15. „Handling“ des Säuglings

-> am Körper Halt, Nähe und Sicherheit vermitteln.

-> Bei jedem Handling (Baden, Füttern, Anziehen, Hochnehmen)  mit dem Baby Kontakt aufnehmen (ihm immer das Vorgehen erklären, Blickkontakt suchen).

-> Unterstützen des Köpfchens, über die Seite hochnehmen.

-> Im ausgeschlafenen und gesättigten Zustand möglichst regelmäßig auf eine Feste Unterlage legen (z.B. Decke auf dem Boden) und sich als Elternteil zu dem Kind begeben, auch wenn das Kind es zunächst ablehnt.

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